Zur Person

Jochem Poensgen

  • 1931 | geboren in Düsseldorf
  • 1951 | Werkkunstschule Wuppertal, Abbruch des Studiums nach einem Semester
  • 1952–1955 | längere Studienaufenthalte in Frankreich und Italien, neben Malerei und Grafik zunehmendes Interesse an architekturgebundener Kunst (Glasmalerei, Mosaik, Wandmalerei)
  • 1956 | erster Auftrag für Glasfenstergestaltung; seitdem selbstständig als freischaffender Künstler tätig; bis 1998 Atelier in Düsseldorf, seither in Soest
  • 1982–2004 | Vortrags- und Lehrtätigkeit im Rahmen von Seminaren in Deutschland, Australien, Großbritannien, Kanada, Mexiko, Neuseeland, Schweden und USA
  • 1992–1999 | Visiting Honorary Professor am Swansea Institute (Architectural Glass Dept.) in Swansea (UK)
  • zahlreiche Glasgestaltungen sowohl im Kirchenbau als auch in öffentlichen Bauten in Deutschland, Großbritannien, Österreich, Schweden, der Schweiz und USA
  • lebt und arbeitet in Soest (Westfalen)
  • 2013 | erste Hinterglasbilder
  • 2021/22 | Letzte große Ausstellung »Jetzt und früher | Werke von 1951 – 2021« im Museum Wilhelm Morgner, Soest
  • 2023 | am 30. April in Soest gestorben

Nachruf

JOCHEM POENSGEN 1931–2023

Jochem Poensgen ist tot. Der Künstler starb nach längerer Krankheit am 30. April dieses Jahres in seinem Heim in Soest. Bis in die letzte Zeit seines Lebens war Jochem Poensgen künstlerisch aktiv. So traf er noch alle notwendigen Vorkehrungen für die Vollendung seines Fensterzyklus in der gotischen Marienkirche in Horburg zwischen Halle und Leipzig, der sein letztes Werk ist. Es war dem Künstler nach eigenem Bekunden wichtig, dass alle größeren baubezogenen Fensterprojekte, die er in den letzten Jahren trotz seiner gesundheitlichen Belastungen begann, „auch ohne mich“ zu Ende geführt werden können. In dieser Arbeitshaltung, die er mit dem ihm eigenen humoristischen Vergänglichkeitsbezug ab und zu schelmisch hervorhob, lag zugleich eine tiefe Selbstauskunft seines Künstlertums und ein Hinweis auf den Zugang zu seinen Werken.

Der Meister der Diskretion und Integration mit starker Affinität zum Digitalen, als der Jochem Poensgen in seinen architekturbezogenen Arbeiten wahrgenommen wurde, war ein Künstler mit explosiver Fantasie. Davon geben seine in den letzten Jahren entstandenen Hinterglasbilder staunenswertes und hintergründiges Zeugnis. Wer das Glück hatte, Jochem Poensgen zu begegnen oder gar längere Zeit mit ihm zusammenarbeiten zu dürfen, kann nur mit Freude und Dankbarkeit an seine ausgeprägte Sachlichkeit und Freundlichkeit, seinen Humor, seine sprachliche Ausdrucksgabe und sein großes Kommunikationstalent zurückdenken.

In einer schlichten und bewegenden Trauerfeier am 9. Mai in der Soester Pfarrkirche St. Maria zur Höhe, der als Liturg sein Freund und Weggefährte Prof. Dr. Horst Schwebel vorstand, nahmen seine Ehefrau Helga Poensgen, die Familie und Freunde von Jochem Poensgen Abschied – umgeben von allen Engeln und Heiligen der dortigen romanischen Raumausmalung und den wunderbaren Fenstern, die zu den Höhepunkten seines Lebenswerkes und der Glasmalerei der Gegenwart gehören. Jochem Poensgen hatte sich diese zwanglose Gesellschaft aus Altem und Neuem, Fernem und Nahem für seinen Abschied gewünscht. Die Beisetzung erfolgte auf dem Nordfriedhof seiner Heimatstadt Düsseldorf. Alle, die Jochem Poensgen und seine Arbeiten lieben und schätzen, bleiben ihm verbunden in der Betrachtung der Kunstwerke, die jetzt ohne ihn weiterleuchten.

 Holger Brülls